Jüdischer Friedhof

Der zweitälteste Grabstein auf dem Jüdischen Friedhof in Selm, aus Sandstein gefertigt, drohte bei einsetzendem Frost im Winter 2021/ 2022 auseinanderzubrechen.

 

Bürgerinnen und Bürger gaben ihrer Sorge darüber gegenüber der Volkshochschule Ausdruck.

 

Aus diesem Verständnis heraus, nämlich für das Gedenken und Erinnern des jüdischen Lebens in Selm zuständig zu sein, initiierte die Volkshochschule das Projekt „Erhalt des Grabsteins“, dessen Fortführung dann aktiv von Seiten der Bürgerstiftung Stadt Selm übernommen wurde.

 

Der jüdische Friedhof Selm, gelegen zwischen den Ortsteilen Bork und Selm, ist in seiner Art einzigartig im Münsterland. Mit seinen 41 Grabsteinen ist der jüdische Friedhof gut als assimilierter Friedhof erkennbar: Die Inschriften auf den älteren Grabsteinen sind mit traditionell hebräischen, die jüngeren Grabsteine zunehmend mit deutschen Inschriften versehen. Nach 1936 gab es keine Bestattungen mehr. Der älteste Grabstein ist von 1822.

 

Heute gilt der jüdische Friedhof als gut erhalten. Doch die Zeit des Nationalsozialismus überstand der Friedhof mit starken Beschädigungen. In einem Schreiben vom 7. Juli 1945 lässt sich der Befehl des belgischen Leutnants Derenne zur Wiederherstellung des jüdischen Friedhofs nachlesen. In der Ausführung ebnete man dann einige Gräber ein, umgefallene Steine wurden versetzt.

 

Dem jüdischen Verständnis nach blieben Grabmale sich selbst überlassen. Doch vor Jahren setzte ein Sinneswandel ein. Historikerinnen und Historiker haben in Gesprächen mit Vertretungen jüdischer Organisationen auf den damit einhergehenden Geschichtsverlust hingewiesen. Vor dem Hintergrund dieser „Interventionen“ änderte sich die Praxis, die auch für den jüdischen Friedhof in Selm von Bedeutung ist. Die zuständige Jüdische Kultusgemeinde Dortmund stimmt dem Erhalt vom Verfall betroffener Steine zu. Die Grabsteine dürfen konserviert, jedoch nicht restauriert werden.

 

Auf der Grundlage dieser Vorgabe initiierte die Volkshochschule Selm vor ca. 10 Jahren die Konservierung des ältesten Grabsteins. Die Bürgerstiftung Stadt Selm warb für dieses Vorhaben Spendenmittel ein.

 

Mit der Konservierung des zweitältesten Grabsteins steht die Bürgerstiftung Stadt Selm aktuell im engen Austausch mit der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Selm, um die Fertigstellung dieses historisch wichtigen Mals voranzubringen.

 

Der Jüdische Friedhof, direkt an der B 236 gelegen, ist jederzeit öffentlich zugänglich. Eine Kette hält die beiden Flügel des Eingangstors zusammen, ist jedoch unverschlossen. Parkmöglichkeiten gibt es auf der gegenüberliegenden Haus-Berge-Straße.

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